Auf der Suche nach dem königlichen Klang

Barocke Klänge können auch etwas für Kinderohren sein. Das bewies das Familienkonzert, das in diesem Jahr der Aufführung des Weihnachtsoratoriums in der Klosterkirche in Meschede vorausging. Dank der finanziellen Förderung durch die Bürgerstiftung Meschede und dem großen Einsatz von Almut Lürbke aus Arnsberg konnte Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar mit seinen Chören, mit der Camerata Instrumentale Siegen und den Solisten Anne-Kristin Zschunke (Alt), Wolfgang Klose (Tenor) und Sebastian Klein (Bass) große und kleine Kinder mit ihren Eltern für alte Musik begeistern.

Ist die Geige das königliche Instrument? fragt Almut Lürbke sich und ihr Publikum.
Ist die Geige das königliche Instrument? fragt Almut Lürbke sich und ihr Publikum.

Almut Lürbke machte mit ihrer zugewandten Erzählweise die Kinder neugierig auf die Geschichten hinter der Musik. 45 Minuten sprach sie frei, erklärte Instrumente und den Charakter bestimmter musikalischer Formen. Durch Fragen beteiligte sie die Kinder. Einige erkannten die Weihnachtsgeschichte aus dem Neuen Testament, als der singende Evangelist mit seiner klaren Tenorstimme begann: „Und es begab sich aber zu der Zeit…“ Ein Paukenschlag ließ alle zusammenfahren, wie die Hirten auf dem Feld, als der Engel zu ihnen sprach. Die Streicher zitterten mit ihren Bögen über die Saiten. Fast war der kühle Nachtwind spürbar.
Für Bach allerdings hätten die Engel eine Freudenbotschaft auf die Erde gebracht. Das zeigte die Kinder-, Jugend-und Erwachsenenstimmen des Chores, als sie den Eingangschor anstimmten: „Jauchzet, frohlocket“ schallte es in der Kirche und erreichte Kinderohren und –herzen. Bach sei entsetzt gewesen darüber, dass das Christkind in einer Futterkrippe liegen musste. Deshalb dachte er sich eine königliche Arie aus. Doch welches Instrument transportiert königliche Stimmung? Almut Lürbke bat die Querflöte, die Oboe, die hellen und die dunkeln und auch die ganz tiefen Streicher um kurze Vorspiele. Ein Kind im Publikum rief nach der Trompete. Mit Recht. Als der Trompeter im Orchester erschien, war Almut Lübke zufrieden und das Orchester, die Trompete und der Solo-Bass stimmten die Arie „Großer Gott und starker König“ an.

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Alle singen mit: Vom Himmel hoch da komm ich her….

Was eine Fuge ist, lernte das junge Publikum so nebenbei. Die Hirten eilen mit großen und mit kleinen Schritten nach Bethlehem. Die tiefen Streicher übernahmen die Rolle der älteren, die hohen die der jüngeren Hirten. Die Motive erklangen einzeln. Kurz darauf trugen Chor und Orchester die ganze Fuge vor – die Kinder konnten die verschiedenen Schritte heraushören. Ein Höhepunkt des Konzerts war das Lied „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Gerd Weimar ließ es von Chor, Orchester und Publikum gemeinsam singen.
Während des Familienkonzerts herrschte in der zu zwei Dritteln gefüllten Abteikirche eine konzentrierte Stille. Bevor das Publikum mit kräftigem Beifall eine Zugabe erbat, lud Almut Lürbke die Kinder zum Mitsingen in den Kinder-und Jugendchören „VokalTotal“ der Stiftung Kirchenmusik ein. Überzeugend war die Werbung, weil die Kinder im Publikum sehen konnten, dass von den rund 100 Sängerinnen und Sängern ein Drittel Kinder und Jugendliche waren.

Text und Bilder: KKB