Schockorange – zwischen Chefetage und Müllabfuhr

„Ihr legt eure eigene Person ab und schlüpft in eine andere Haut. Dafür müsst ihr eure Fantasie benutzen! Spielt mit Überzeugung!“, beginnt Gerd Weimar die Probe für das Musical „Schockorange“. Er versteht es, die Gruppe jugendlicher Sängerinnen an den Gebrauch von Mimik, Gestik und ihrer Stimmen heranzuführen. „Gerds Motivationsfähigkeit hilft uns, am Ball zu bleiben und an uns zu arbeiten.“, erklärt Sanja. Sie spielt in diesem Musical ihre erste größere Rolle – Arthur Richard Millionski. Dieser ist Bankmanager in leitender Position und spürt den immer weiter wachsenden Druck, den ihm seine roten Zahlen bescheren. Als er nach der Arbeit durch die Straßen läuft, trifft er auf eine Gruppe Müllmänner, die bei der Arbeit Mülltonne, Besen, Hände, sowie Füße zu Instrumenten werden lassen. In diesem Augenblick fühlt sich Millionski an den Wunsch seiner Jugend erinnert, eine eigene Band zu haben. Kurz entschlossen vereinbart er mit  Rocco Dilettanto, Müllmann und Bandleader aus Leidenschaft, einen Tausch: den Tausch ihrer Jobs, ihrer Leben. Millionski entkommt dem Druck des Finanzwesens und macht, was er eigentlich immer machen wollte: Musik an der frischen Luft! Er lässt sich die Überraschungen seines neuen Lebens wie eine erfrischende Brise um die Nase wehen und erlebt zum Beispiel endlich, was es bedeutet, verliebt zu sein.
„Die Müllmänner in diesem Stück sind genauso, wie ich die Bauarbeiter während meines Baustellenpraktikums erlebt habe – entspannt und befreit, weil Geld keine große Rolle spielt.“, sagt Sanja, „Diese Charaktere wirken auf mich sehr authentisch.“
Während Millionski sich in Coolness übt und sich in die Müllmännercombo integriert, passt sich Rocco Dilettanto seinem neuen Arbeitsumfeld an. Er schlüpft aus dem gebrauchten, orangen Overall und trägt nun Anzug und Krawatte. Er findet heraus, dass die Menschen in den Chefetagen auch nur mit Wasser kochen und bringt die Devise der Branche wie folgt auf den Punkt: „Wenn du 50 Euro in den Miesen bist, bist du ein armer Schnorrer. Aber hast du 50 Millionen Minus, bist du ein Finanzgenie!“

„Es ist ein Musical, das einen deutlichen Bezug zur heutigen Zeit hat“, meint Sanja. „Viele Menschen beugen sich erst dem Druck bis der Geduldsfaden reißt und sie merken, dass ihre Unzufriedenheit kein Normalzustand sein muss. Ich denke, dass viele Leute sich mit Millionski identifizieren werden. Deswegen, fährt Sanja fort, sei „SCHOCKORANGE“ für jeden etwas. Sowohl Freunde von Gesellschaftskritik, Situationskomik und Satire, als auch Fans von (Sprech-)Gesang, Percussion und Tanz seien von diesem Musical gewiss gut unterhalten. „Ein Musical voller Rhythmus. Ich finde es sehr schwungvoll!“, sagt sie begeistert.

Und genau diesen Schwung und die Begeisterung kann man schon jetzt bei den Proben erkennen.
Als bereits zu Übungszwecken Besen bereitgestellt werden, sind sie schneller in den Händen der jungen Sängerinnen und Schauspielerinnen, als man gucken kann. Gerd Weimar beginnt, die Klavierbegleitung zu spielen und nach und nach gerät der ganze Raum in Bewegung. Die Besen werden zum Schlagzeug und zum Tanzutensil. Im Eifer des Gefechts geht sogar ein Exemplar zu Bruch und sofort wird für Ersatz gesorgt, denn das Motto jedes Künstlers lautet schließlich: „The Show must go on!“  Das hat jeder Mitwirkende des Musicals längst verinnerlicht. Mit Fleiß und Freude wird mit einer Teilgruppe unter Anleitung von Almut Lürbke Schauspiel geprobt, bei der Rückkehr in den Musikraum beherrschen die anderen bereits einen neuen Gesangspart. Nun werden noch einige reine Sprechszenen mit der gesamten Gruppe geprobt.

Rocco präsentiert sich in seiner neuen Kleidung seinen alten Freunden und erzählt in seiner lässigen Art von seinen neusten Erlebnissen. Es deutet sich an, dass er das Finanzwesen ganz schön aufmischen wird. Wie bunt er es treiben wird? Und ob Millionski in sein altes Leben zurückkehren wird? Sehen Sie selbst! Spot an und Vorhang auf!

 

Ein Bericht von Conny Keller

 

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