Singend Jesus und Judas sein

VokalTotal studiert Kindermusical über die Leidensgeschichte Jesu ein

„Ich bin nicht so religiös“, sagt Ursula, Schülerin der 11. Klasse am Arnsberger Mariengymnasium und seit elf Jahren Mitglied von VokalTotal, dem Jugendchor der Stiftung Kirchenmusik im Sauerland, den Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar vor 16 Jahren gründete. 13 Kindermusicals hat Weimar inzwischen aufgeführt. Ganz oft war Ursula dabei. Am 21. März wird sie im Kindermusical „Es ist vollbracht“ von Thomas Riegler die Rolle von Jesus spielen.

„Ich habe viel Sprechtext und singe Solostücke.“ Zeit zum Auswendiglernen fehlt ihr, denn parallel zur Probenarbeit schreibt sie Klausuren, die fürs Abitur im nächsten Jahr zählen. Ursula singt jetzt bei den Proben am Dienstagabend die Solostücke vom Blatt. Auf dem Probenwochenende Anfang März wird das alles anders. „Dann gibt es Einzelproben und ich werde meine Lieder und Texte danach gut können.“

 

130223-Passionsmusical-3-gSpatzen, Mittel-und Oberstufe
Weimars Kinder- und Jugendchöre sind in drei Gruppen aufgeteilt. Die kleinen „Spatzen“, der Jüngste ist drei Jahre alt, singen am Anfang und am Ende des Musicals mit. Die Mittelstufenkinder im Grundschulalter proben alle Chorstücke ein. Als Volk von Jerusalem jubeln sie, wenn Jesus einzieht, und schreien später „Kreuzige!“. Sie nehmen bei der Aufführung die „Spatzen“ an die Hand. „So wachsen die Kleinen in den Spuren der Größeren nach“, das ist Gerd Weimar wichtig. Die 33 Mitglieder der Oberstufe, zwischen 10 und 18 Jahren alt, übernehmen die Einzel- und Sprechrollen im Musical. Mit ihnen probt Almut Lürbke Choreographien und die szenische Darstellung ein.


Leichte und schwere Rollen
130223-Passionsmusical-5-gEine Woche nach Karneval, der Chor ist wegen Grippe und Klassenfahrten um ein Drittel kleiner als sonst, haben die Mädchen zum ersten Mal Kostüme an. In roten Gewändern stehen die Pharisäer da, Zeitgenossen von Jesus, die ihn sehr kritisch sahen. In blauen Kleidern die Händler, die am Jerusalemer Tempel Geschäfte machen. Sie üben Verkaufsgespräche und Empörung, denn Jesus ist zornig über sie. Im Tempel soll man beten und keine Geschäfte machen, meint er. Am wichtigsten ist Jesus die Liebe – Ursula singt ein Solostück mit zarter Melodie, der Chor antwortet darauf mit kräftigen Stimmen. Auch die Jünger, die Freunde Jesu, sind wichtig. Einer von ihnen, Judas, wird Jesus verraten. Die 10-jährige Madita hat nach einer Nacht „darüber schlafen“ die Rolle übernommen. „Zuerst wollte ich nicht den Bösen spielen“, erinnert sie sich. Auf der Bühne wird es für Madita beklemmend. Sie zählt die 30 Silberstücke, die der Verrat ihr eingebracht hat. Die anderen Jünger schließen sie in einen Kreis ein und bestürmen sie mit Fragen: „Ist dir die Freundschaft zu Jesus nur 30 Silberlinge wert?“ „Das fühlt sich eng an“, sagt Madita nach der Probe. Trotzdem ist sie stolz über diese Hauptrolle.
Auch ernster Stoff bringt Spaß
130223-Passionsmusical-4-gDas Stück beginnt mit dem Einzug Jesu in Jerusalem und endet hoffnungsvoll mit dem Ausblick auf Ostern und die Auferstehung. „Das ist eine Herausforderung für die Kinder“, findet Gerd Weimar. „Heute habe ich lange mit einem Vater gesprochen, dessen Tochter aufhören wollte. Die Tochter macht jetzt weiter mit. Hilfreich bei der Arbeit am Stück ist, dass die Textvorlage von Riegler zeitgemäß formuliert ist und die wichtigsten theologischen Aussagen klar herausgearbeitet sind.“

Die Proben verlaufen nicht traurig und ernst, die Kinder haben viel zu lachen. Wenn sie Lieder und Tanzstücke einüben, folgen sie aufmerksam den Hinweisen von Gerd Weimar und Almut Lürbke. Und wenn nach dem Singen alle Kinder Brötchen, Käse, Wurst, Obst und Gemüse auf die zur Tafel zusammengerückten Schemel legen, dann erinnert diese Szene an Jesus und seine Jünger beim Abendmahl: Alle sind willkommen, jede wird satt, und die Erholung am Abend tut allen gut. Sogar die Mütter, die ihre Kinder abholen, greifen zu.

71 Kinder und Jugendliche stehen bei den Aufführungen am Donnerstag, 21. März auf der Bühne. Klarinette, Streichquintett, Klavier und Schlagzeug, begleiten den Chor. Das Passionsoratorium ist zu hören um 9.00 Uhr in der Liebfrauenkirche Arnsberg (Schulaufführung) sowie um 18.30 Uhr im Gemeinsamen Kirchenzentrum Meschede. Karten gibt es an der Abendkasse.

 

Text und Bilder von Kathrin Koppe-Bäumer